Mein neuer Artikel befasst sich mit Wahrnehmungen. Insbesondere mit unseren Sinnen. Wir können die Umgebung schließlich nur mit unseren Sinnen erfassen und wahrnehmen. Doch ich spreche heute darüber, was wir alles nicht wahrnehmen.
Wie ich darauf gekommen bin? Ich verlor für kurze Zeit einen meiner Sinne: Letztens vergaß ich meine Brille und meine Kontaktlinsen hatte ich bereits entfernt. Mit einer Dioptrien von – 5, bin ich ohne Sehhilfe ziemlich blind. Also musste ich zum Auto laufen und dort meine Brille holen. Mein Auto stand ca. 100 Meter entfernt.
Halb blind machte ich mich also auf den Weg. Schon beim Hinunterlaufen der Treppe machte sich Unsicherheit in mir breit. Plötzlich konnte ich die einzelnen Stufen nicht mehr erkennen.
Als ich draußen im Dunkeln stand, wurde mir bewusst, dass ich Gefahren nicht sehen, in Folge auch nicht wahrnehmen, würde. Doch es gibt doch noch mehr als nur sehen. Jetzt sind plötzlich alle anderen Sinne gefragt. Dabei realisierte ich das erste Mal, wie der Sehsinn mein gesamtes Leben – meine gesamte Wahrnehmung – dominierte.
Und damit auch meine Welteinschätzung, meine Gefühle und Gedanken. Die letztendlich auf der Wahrnehmung der Umgebung aufbauen.
„Was ich nicht sehen kann, glaubte ich nicht.“
Ihr kennt es alle, jemand erzählt etwas, aber innerlich denkt man: „Das glaube ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen gesehen habe.“ Was ich nicht sehen kann, existiert demnach nicht.
Als ich durch den Flur ging, hatte ich Angst vor der Spinne, die letztens noch da war. Wie kriege ich heraus, ob die Spinne da war? Auf mein Sehsinn konnte ich mich nicht verlassen. Doch was ist mit den restlichen Sinnen? Auf Hören, Schmecken, Riechen und Fühlen konnte ich mich nun auch nicht wirklich stützen. Eine Spinne macht immerhin kein Geräusch, riechen wird auch schwer und ich hoffte, dass ich sie niemals schmecken oder ertasten muss.
Welcher Sinn bleibt übrig?
Der 7. Sinn – das Gespür. Einen Sinn, den wir auch unserer Intuition nennen.
Jeder von uns kennt es: Wir spüren, dass jemand im Raum ist, bevor die 5 bzw. 6 (Gleichgewichtssinn) Sinne es bestätigen.
Oder wir spüren, dass hinter uns jemand läuft. Oder man fühlt sich beobachtet. Blicke spüren wir häufig ganz deutlich. Manchmal wissen wir auch im Vorhinein, dass der Mensch nicht gut ist.
Jeder hat das schon mal wahrgenommen, oder? Es ist unser Gefühl.
In meinem Fall war ich also auf dem Weg zum Auto. Der Weg war dunkel und ich konnte nichts erkennen. Dabei versuchte ich konkret zu spüren, ob ein anderer Mensch in der Nähe war. Dann das erstaunliche: Ich lief an einem Haus vorbei und spürte, dass das Fenster offen war. Es war einfach ein Gefühl. Als ich schließlich die Brille wieder hatte und hinsah, sah ich es. Das Fenster war offen und eine Frau stand dahinter.
Woher konnte ich es wissen? Sehen ging nicht, Schmecken, Riechen, Hören und Fühlen fiel auch aus. Es blieb nur das Gespür. Mein Gefühl.
Es ist diese faszinierende, unterbewusste und intuitive Wahrnehmung. Die mehr wahrnimmt als alle anderen Sinne und die sehr viel präziser ist.
Sie liefert uns bereits eine Vorschau was passieren könnte. Welche Menschen gut sind oder welche Entscheidung die richtige ist. Wie häufig sagt man: „Eigentlich hatte ich es bereits gefühlt. Irgendwie hatte ich es gewusst.“ Unser Gefühl, unsere Intuition liegt zu 90 % richtig. Faszinierend, oder?
„Ein Gespür für etwas haben“ – dieses Sprichwort meint unseren 7. Sinn, das Spüren.
Eines, was mir durch dieses Gespür bewusst geworden ist, dass wir uns zu viel auf die anderen Sinne verlassen. Insbesondere auf das Sehen. Dadurch geht das Gespür nach und nach verloren.
Wobei es uns doch wirklich hilft, richtige Entscheidungen zu treffen (siehe Artikel).
Alles Übungssache
In unserer Kultur ist der Sehsinn, der mit Abstand ausgeprägteste. In anderen Kulturen sieht es anders aus. Dort wird der Geruch oder das Tasten ausgefeilt. Neben wir uns ein Beispiel an einem Blinden. Er muss alle anderen Sinne viel stärker ausprägen.
Heißt das, wir können auch unser Gespür trainieren? Ja! Ich versuche wieder mehr in mein Gefühl zu kommen und die Energien um mich herum wahrzunehmen. Was ist in mir für ein Gefühl, wenn ich den Raum betrete? Wenn eine Person hereinkommt? Was spüre ich, wenn zwei Menschen miteinander sprechen. Welche Schwingungen und Energien übertragen sie?
Umso öfter ich das trainiere, umso besser wird mich dieser Instinkt schützen und noch mehr wahrnehmen lassen.
Vielleicht mag es ein Sinn sein, der nicht wissenschaftlich belegt ist, aber spüren kann ich ihn. 🙂
Kannst du ihn auch spüren?
Für Fragen oder Anregungen könnt ihr mich gerne anschreiben.
Eure Jessi.